Frühmorgens am Hafen

Den Morgen begrüßen und durchatmen

Einmal frühmorgens an den Hafen gehen. Den Sonnenaufgang über dem Wasser miterleben. Die Stimmung einfangen, tief durchatmen und diese Ruhe in den Tag mitnehmen. Das habe ich mir bereits vorgenommen, als ich vor knapp vier Jahren nach Flensburg gezogen bin. Doch die einzige frühmorgendliche Stimmung, die ich bisher am Flensburger Hafen erleben konnte, war nach einer durchzechten Nacht. Doch ich weiß, eigentlich liebe ich diese morgendliche Stimmung. Die frische Luft. Die Ruhe auf den Straßen. Einige einsame Jogger und Spaziergänger. Menschen, die jetzt erst von der Arbeit nach Hause fahren, oder die sich bereits auf den Weg zur Arbeit machen. Eigentlich. Denn normalerweise bin ich auch diejenige, die sich gerne noch mal in ihre Decke wickelt und sich im Bett umdreht. Die dann irgendwann langsam aufsteht, sich mit einem Kaffee aufs Sofa kuschelt und feststellt, dass der Tag schon lange begonnen hat und von der morgendlichen Stimmung nichts mehr geblieben ist.

Um in den Genuss des frühmorgendlichen Hafens zu kommen, habe ich meinen inneren Schweinehund überwunden und meinen Wecker an einem Samstagmorgen im März auf 06:00 Uhr gestellt. Als dieser klingelte, war es draußen noch dunkel und die Temperatur betrug gerade mal 4 Grad Celsius. Nach dem ersten Verfluchen meines Vorhabens, machte ich mich – warm eingepackt in mehrere Klamottenschichten, mit einer Thermoskanne Kaffee sowie einer Sitzunterlage im Gepäck – auf den Weg. Während des Spaziergangs durch die Stadt begegneten mir einige wenige Nachteulen und Frühaufsteher. Auf dem Südermarkt wurde der Wochenmarkt aufgebaut. Norddeutsche Freundlichkeit, ein kurzes Nicken hier und da. Die Tauben pickten friedlich zwischen den Steinen und am Horizont begann sich bereits das Licht des anbrechenden Tages abzuzeichnen.

Als ich mich dem Hafen näherte, fühlte ich die Stille und Ruhe der Förde. Mir wehte die kühle, salzige Luft des Hafens entgegen und pustete meine Lungen durch. Die angetauten Boote schaukelten sanft auf den seichten Wellen, das Gekreische der Möwen fehlte noch gänzlich. Einige Enten dümpelten im seichten Wasser, in dem sich das Spiel der Wolken und des Lichts spiegelte. Gefühlt stand die Welt noch still, die Stadt um mich herum schlief und war um einige Dezibel leiser. Ich atmete tief ein und spürte wie ich mich entschleunigte und entspannte. So setzte ich meinen einsamen Weg den Hafen entlang fort, dem wolkenverhangenen Sonnenaufgang entgegen. Etwas später ließ ich mich auf einer Holzbank auf der östlichen Hafenseite, kurz hinter dem Fischereihafen nieder und wärmte mich an meinem Kaffee, während um mich herum Flensburg ganz langsam zum Leben erwachte und lauter wurde. Immer häufiger kamen Jogger und Spaziergänger vorbei, die Möwen fingen an zu kreischen und näherten sich mir in der Hoffnung auf Futter.

Als ich mich auf den Heimweg machte, waren die Straßen schon voller Verkehr und die Gerüche des Tages hatten die der Nacht vertrieben. So zog es mich mit dem Gedanken an ein ausgiebiges Frühstück im Warmen zu meinem Lieblingsbäcker. Ich freute mich über den Moment, den ich mir geschenkt hatte und stellte fest, dass ich richtig glücklich war.

Ich liebe die morgendliche Stimmung. Besonders am Flensburger Hafen.

Ahoi, deine Franzi

von Franzi

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